RG MeißenAktuelles

Licht- und Schattenseiten der trockenen Sommer 2018 und 2019

Beobachtungen im Umfeld der Naturschutzstation Schloss Heynitz

Monatliche Niederschlagsmenge der Station Garsebach – Abb.: Eike von Watzdorf, Datenquelle: Deutscher Wetterdienst
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Monatliche Niederschlagsmenge der Station Garsebach – Abb.: Eike von Watzdorf, Datenquelle: Deutscher Wetterdienst

In den Sommermonaten der letzten beiden Jahre haben sich im Heynitzer Umfeld die Niederschlagsmengen im Vergleich zum langjährigen Mittel mehr als halbiert. So wurden in der nahe gelegenen Wetterstation Garsebach von Juni bis August nur 64,5 (2018) bzw. 90 (2019) Liter auf dem Quadratmeter im Vergleich zum langjährigen Mittel von 214,5 Liter gemessen. Schauen wir uns die Verteilung über das Jahr an (siehe Diagramm), wird deutlich, dass sich das Niederschlagsverhalten besonders in den Sommermonaten verändert hat. Wie die langjährigen Mittelwerte zeigen, waren es in der Vergangenheit gerade die regenreichen Sommermonate, die unsere Region kennzeichneten. Dieser extreme Wechsel von dem üblichen Feucht- zu einem mediterran geprägten Trockenklima war für jeden erlebbar, wurde von vielen genossen aber auch als ungewohnter Hitzestress erlebt. 358 Sonnenstunden wurden im Juni dieses Jahres in Dresden gemessen, was fast eine Verdoppelung zum langjährigen Mittel von 200 Sonnenstunden darstellt. Diese beträchtliche Zunahme an Sonnenstunden, bei gleichzeitig sehr geringen Niederschlagswerten, war dann auch Ursache für die zahlreich beobachtbaren Veränderungen in Fauna und Flora im Umfeld der Heynitzer Naturschutzstation.    

Zwei Vertreter der Hummelarten im Schlossgelände – Foto: Eike von Watzdorf
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Zwei Vertreter der Hummelarten im Schlossgelände – Foto: Eike von Watzdorf

Vermehrte Blühpracht zur Freude zahlreicher Insektenarten

Hinweise auf erhebliche Verschiebungen im Artenspektrum und der Individuendichte infolge der jahresweisen Extremwetterlagen gibt es bereits aus Beobachtungen einiger auffälliger Insektenarten. Hierbei decken sich Erfahrungen im Umfeld von Heynitz mit Ergebnissen großräumiger Mitmachaktionen wie des NABU – Insektensommers (www.nabu.de) und Insekten Sachsen (www.insekten-sachsen.de). Die in den letzten Jahren im Schlosshof und Schlosspark angelegten Blühflächen mit ihren zahlreichen Wildkräuterarten konnten ihre Blühpracht bei den vermehrten Sonnenstunden voll entfalten, was großen Teilen der Insektenwelt zu Gute kam. Davon profitierten im Umfeld des Schlosses besonders die zahlreichen Wildbienenarten. So die Erdhummeln (Bombus terrestris agg.) und die Steinhummeln (Bombus lapidarius), von denen zahlreiche Nester in Bodenhohlräumen im Schlosshof festzustellen waren. Auch fiel im letzten Jahr der außerordentlich individuenstarke Einflug des Distelfalters (Vanessa cardui) auf. Diese und eine weiteren Wanderfalterart, der Admiral (Vanessa atalanta) legten dann auch generell bei den Zählergebnissen des NABU–Insektensommers stark zu. Im zunehmenden Maße haben in den letzten zwei Jahren auch verschiedenste Heuschreckenarten im Schlosshof ihre Bestände ausgedehnt und mit ihren mal ratternden, mal schwirrenden Lauten zum mediterranen Charakter des Hofes beigetragen. Heuschrecken lieben Wärme, und ihr vermehrtes Auftreten kann als Indikator für trockene und heiße Sommer gelten.

Grasfrosch am Laichplatz – Foto: Andreas Hurtig
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Grasfrosch am Laichplatz – Foto: Andreas Hurtig

Schwierige Zeiten für Schnecken und Amphibien

Die bisherigen Versuche im Schlosshof Gemüsebeete anzulegen, scheiterten in der Vergangenheit oftmals an den unzähligen äußerst gefräßigen Spanischen Wegschnecken (Arion lusitanicus). Die übliche alljährliche Kalamität dieser invasiven Art blieb in beiden letzten Jahren zur Freude der Gartenfreunde gänzlich aus. Weniger erfreulich war das stark reduzierte Laichgeschehen der Grasfrösche im Schlossteich, die üblicherweise dieses Gewässer im Frühjahr großflächig mit ihrem Laich bedeckten. Als Ursachen für den seit längerem festzustellenden Rückgang von Amphibienarten kommen unterschiedliche Faktoren wie die Einschleppung des Pilzes Batrachochytrium dendrobatidis, das Auftreten neuer Prädatoren und die Verschlechterung der Habitatsituation in vielfältiger Verflechtung in Frage, und es ist i. d. R. nicht möglich, einem Phänomen eine konkrete Einzelursache zuzuweisen. Doch gibt es Anlass für die Annahme, dass häufig auftretende Extremwetterlagen als weiterer Stressfaktor eine nicht unwesentliche Rolle beim Rückgang von Amphibienarten spielen. In den Landhabitaten hat dabei die Austrocknung der Böden eine erhebliche Auswirkung auf die Aktivität, möglicherweise auch auf die Mortalität (Sterblichkeit). In den letzten Jahren wurden im Zuge von Amphibienzaunbetreuungen verschiedentlich witterungsbedingte Unregelmäßigkeiten in der Laichwanderung beobachtet, die durchaus Auswirkungen auf den Reproduktionserfolg und die Erholung der Tiere nach dem Laichgeschäft zur Folge haben können. Aus der näheren Umgebung von Heynitz sei hier der Befund der Amphibienzaunkontrolle (mobile Amphibienschutzanlage des Landkreises Meißen) am Ilkendorfer Lehdenteich für das Jahr 2019 zu erwähnen. Das Gesamtaufkommen der erfassten Individuen  betrug nur ca. 1/3 der Zahlen der beiden Vorjahre. Dabei war insbesondere die „Massenart“ Erdkröte betroffen. Bereits die Hinwanderung zum Laichgewässer fiel deutlich geringer aus, und eine Rückwanderung war fast nicht festzustellen. Ausschlaggebend war neben der kalten Witterung im zeitigen Frühjahr die im Vollfrühling bereits einsetzende und dann lang andauernde Trockenperiode.

Sträucher und Bäume im Hitzestress

Bereits im Spätsommer 2018 kam es in Folge des Hitzestress zum Absterben einiger Rhododendronbüsche im Schlosspark. Auch die beiden großen Platanen am Rande der großen Wiese zeigten sich geschwächt, was sich durch einen zunehmenden Pilzbefall an den Blättern bemerkbar machte. Ansonsten haben die verschiedenen Baumarten die beiden Sommer Dank des weiterhin intakten Feuchtgrundes im Park gut überlebt. Ganz anders sah es im weiteren Umfeld der Schlossanlage aus, wo zahlreiche alte Obstbäume Opfer des Frühjahrssturms 2018 wurden und infolge der Trockenheit nur sehr kleine und wenige Früchte bildeten. Die Apfelernte 2019 ist dann fast vollständig ausgefallen.

Unterhalb des Heynitzer Schlossparks führt der Weg entlang des Mühlbachs und größerer Waldabschnitte hinab ins Triebischtal. Wie in vielen Teilen Sachsens kam es hier durch die extreme Trockenheit zum großflächigen Absterben von Fichtenbeständen. Der Trockenstress führte – wie auch sachsenweit - zu Borkenkäferkalamitäten, dies besonders an den höher gelegenen und daher trockneren Hangabschnitten. Generell ist zu befürchten, dass es in Folge der Beeinträchtigungen in den letzten zwei Jahren zu weiteren Folgeschäden bei den Gehölzen kommen wird.


Admiral – Foto: Andreas Hurtig
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Admiral – Foto: Andreas Hurtig

Herausforderungen für die Zukunft

Im September 2019 war der Heynitzer Mühlbach und die verschiedenen Quellzuflüsse oberhalb der Schlossanlage zum Erliegen gekommenen. Die schon im vorangegangenen Jahr erfolgte Grundwasserabsenkung konnte trotz reichlicher Niederschläge in den Wintermonaten nicht behoben werden und verstärkte sich nochmals nach den erneut trocknen Sommermonaten des letzten Jahres. Der Quellgrund unterhalb der Schlossanlage gab – wenn auch reduziert - weiterhin Wasser, versorgte die Teiche und den Mühlbach und sicherte die auf Eichenpfählen ruhenden Grundmauern des alten Schlossgebäudes. So konnten die Feuchtgebiete im Mühlbachtal erhalten und weiterhin als Rückzugsort für viele Tierarten dienen. Dies auch in Zukunft weiterhin zu gewährleisten, wird eine Aufgabe sein, der wir uns alle stärker stellen müssen.

Andreas Hurtig und Eike von Watzdorf



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